Quallen in der Ostsee

Kerstin Bruns
Kerstin Bruns
Redakteurin

Grüße aus der UnterwasserweltWir stellen vor: Quallen in der Ostsee

Sie wird verschmäht, sie wird verachtet und als total eklig empfunden. Dabei ist sie ein wunderschönes, elegantes und interessantes Lebewesen und eines der ältesten Tiere der Welt: Madame Qualle.

Lassen Sie sich nicht täuschen von dem glibberigen Etwas. Es steckt viel mehr in diesem Geschöpf, als Sie ahnen. Sie hat Ihre Abneigung also nicht verdient.

Weltweit gibt es über 2000 Quallenarten. Die Ohrenqualle (lat. Aurelia aurita) und die Feuerqualle (lat. Chrysaora hysoscella) sind auch bei uns in der Ostsee mehr oder weniger zahlreich vertreten. Sie gehören zu den Nesseltieren.

Ohrenquallen bestehen zum größten Teil aus Wasser

Die Optik der QualleEin scheinbar unscheinbares Wesen

Jeder Urlauber hat sie schon kennengelernt. Mal wird unsere Madame großzügig umschwommen, mal ziemlich respektlos zwischen den Händen oder den Füßen zerquetscht. Spätestens dann merkt man, dass die Qualle vor allem aus Wasser (zwischen 95 und 99 %) und "Glibber" besteht.

Quallen sind sehr einfach aufgebaute Lebewesen. Der Quallenschirm oder auch Quallenglocke genannt, hat einen Durchmesser von bis zu ca. 40 cm. Sie besteht aus zwei Hautschichten, der Aussen- und der Innenhaut. Dazwischen befindet sich eine gelatineartige, glibberige Substanz (Gallertschicht), die als Mesogloea bezeichnet wird.

Auf Ihrem Schirm hat die Qualle vier Zeichnungen, die an Ohren erinnern. Deshalb der Name Ohrenqualle. Diese Ohrenzeichnungen sind die Geschlechtsorgane, beim Weibchen sind sie rötlich, beim Männchen weiß bis orange. Ebenso am Quallenschirm sind vielen Tentakeln, in denen wiederum unzählige Nesselzellen beheimatet sind.

Nun gucken wir mal unter den Schirm. Mittig befindet sich die Mundöffnung, direkt dahinter der Magenstiel, der in die Magenhöhle führt.

Zudem verfügen die Quallen in unseren Breiten über 4 Mundarme, die gardinenartig unter dem Schirm hängen.

Hirn, Herz, Nase? Fehlanzeige. Man kann halt nicht alles haben.

Quallen und ihre Organe

Es ist gedecktQuallis Mittagstisch

Große Freude, es gibt Futter.

Um an dieses zu gelangen, lässt die Qualle sich durch die Ostsee treiben und fängt mit ihren klebrigen Tentakeln Plankton und andere Kleinstlebewesen, wie Wasserflöhe und Muschellarven. Wie macht sie das? An den Tektakeln befinden sich viele Nesselzellen. Sobald die Qualle Beutetiere wahrnimmt, schiessen winzige Pfeile aus den Nesselzellen und betäuben damit die Opfer. Diese werden dann mit den 4 Mundarmen in den Mund befördert, sie landen schließlich im Magen um dort verdaut zu werden.

Die Ausscheidungen erfolgen auch wieder über die Mundöffnung. Da hat Mutter Natur anständig reduziert und auf Körperöffnungen verzichtet. ;-).

... und AbmarschFortbewegung der Quallen in der Ostsee

Durch das rhythmische Zusammenziehen der Glocke / des Schirmes bewegt sich die Qualle durch die Ostsee. Wir kennen das auch als eine Art Rückstoßprinzip. Gern lässt sie sich zudem kräftesparend durch die Meeresströmungen treiben, ist diesen dann aber auch ziemlich hilflos ausgeliefert.

Es wird Nachwuchs erwartetDie Qualle pflanzt sich fort

Die Art der Fortpflanzung der Quallen ist in der Natur einzigartig. Die Weibchen geben ihre Eizellen, die Männchen ihre Samenzellen in das offene Wasser ab.

Durch "Zufallsbegegnungen" werden die Eizellen befruchtet, es ensteht eine Larve. Diese setzt sich am Meeresgrund fest und wächst dort zu einem Polypen heran. Er sieht aus wie eine kleine Palme. Fühlt der Polyp sich dort wohl, kann er sich asexuell fortpflanzen, das heißt, er ist in der Lage, sich zu verfielfältigen. So können ganze Polypenwälder entstehen. Unter bestimmten Voraussetzungen bilden diese Polypen sogenannte Knospen. Diese lösen sich vom Polypen und entwickeln sich wiederum zu Larven. Aus diesen entwicklen sich nun die uns bekannten Quallen, auch Medusen genannt.

Ohrenquallen in der Ostsee

Wenn`s brennt ...Feuerqualle trifft Urlauber

Neben den Ohrenquallen gehören die Feuerquallen zu den Bewohnern der Ostsee. Diese ist nun aber nicht so badefreundlich zu unseren Gästen. Während das Nesselgift der Ohrenqualle für uns Menschen nicht spürbar ist und keine Auswirkungen hat, wird ein Treffen mit der Feuerqualle zu einem schmerzhaften Erlebnis. Hier sind sehr unangenehme Hautreizungen und Verbrennungen zu erwarten. Auch Schwellungen, Juckreiz und Blasen werden beobachtet.

Sollte es zu solchen Kontakten kommen, ist es wichtig, die an der Haut klebenden Tentakel zu entfernen. Dafür sollte man Salzwasser und Sand mischen, auf die betroffenen Hautstellen geben und die Tentakel mit Hilfe eines stumpfen Gegenstandes (Kreditkarte!) abschaben. Das Verwenden von Trinkwasser ist hier nicht ratsam, weil dadurch erst recht das Gift aktiviert wird.

Unser Tipp: Wenn zur Hand, eine Paste aus Essig und Backpulver mischen und auftragen, diese zerstört das Gift. Ebenso ist Rasierschaum empfehlenswert. Und danach mit Kühlakkus oder Salben schön kühlen.


Wußten Sie, dass die Feuerqualle (auch gelbe Haar- oder Nesselqualle genannt) hauptsächlich in der Nordsee beheimatet ist? Ihr Aufkommen in der Ostsee haben wir den Strömungen und Winden in östliche Richtung zu verdanken. Das ist oftmals im Spätsommer der Fall. Dreht sich der Wind, sind die Feuerquallen über Nacht wieder verschwunden.


Hier noch ein wichtiger Tipp: Auch an den Strand gespülte tote Feuerquallen können bei Berührungen Verbrennungen verursachen, wenn die Nesselzellen noch aktiv sind. Also darum bitte einen großen Bogen machen.

Begegnungen mit der Feuerqualle enden schmerzhaft.

Hat Ihnen unser Ausflug in die Welt der Quallen gefallen?

Wenn Sie also beim nächsten Badetag in der Ostsee auf diese possierlichen Tierchen treffen, sehen Sie diese vielleicht mit etwas anderen Augen.


Wir haben schon einige Tiere, die in und an der Ostsee beheimatet sind, vorgestellt.

Gern verlinken wir hier die einzelnen posts:

Die Schwäne in der Ostsee > Schwäne im Ostseebad Boltenhagen

Krabben und Krebse in Boltenhagen > Kleine Krabbeleien

Seltene Besucher > Seesterne in Boltenhagen

Und Watti darf auch nicht fehlen > Watti, der Wattwurm

Ein schwarzer Fischräuber > Kormorane an der Ostsee

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